Zora del Buono: Die Marschallin – Roman

Zora del Buono credit Yvonne Böhler

Zora del Buono setzt ihrer gleichnamigen Großmutter ein literarisches Denkmal

Zora del Buono schreibt über Zora Del Buono. Die Schweizer Schriftstellerin hat in ihrem neuen Roman „Die Marschallin“ ihrer Großmutter gleichen Namens ein literarisches Denkmal gesetzt. Als „die Marschallin“ wurde Del Buono von Familienmitgliedern tituliert, einerseits aufgrund ihres durchaus herrischen Wesens, andererseits aufgrund ihrer glühenden Verehrung für Marschall Josip Broz Tito, legendäres Staatsoberhaupt Nachkriegsjugoslawiens. Zora wächst im nordwestlichen, an Italien grenzenden Slowenien auf. Sie lernt 1919 den jungen italienischen Arzt Petro Del Buono kennen, später ein berühmter Radiologe in seiner Heimat. Zusammen ziehen sie nach Italien, wo sie in den 30ern in  Bari in einer von Zora entworfenen Villa ein neues Domizil bewohnen.

Von Salonkommunisten und Partisanenkämpfern

Zora del Buono Die Marshallin Cover C.H. Beck Verlag

Die Familie Del Buono, es folgen die Söhne Davide, Greco und Manfredi, hat es zu Wohlstand gebracht und führt das Leben von Salonkommunisten. Es wird getafelt, schwadroniert und gegen den Faschismus von Mussolini eingestanden. Während des Zweiten Weltkriegs sympathisiert Zora Del Buono mit dem Partisanenkampf Titos in ihrer Ex-Heimat. Zora war schon immer eine Macherin: „Sie packte an. Sie schien eine Spur heller zu leuchten als die Menschen um sie herum, es war ein ständiges inneres Glühen, sie glühte sogar, wenn sie sich unbeobachtet fühlte, als ob sie darauf brennen würde, etwas ganz Großes zu tun.“

Die Kombination aus Tatendrang und Schwärmerei führt Zora zu einem kurzen Waffenlieferungsabstecher an die jugoslawische Partisanenfront, den sie aus nicht näher geklärten Gründen – es kursieren unterschiedliche Versionen dieser abenteuerlichen Reise – abbricht und zur Familie zurückkehrt. Nach dem Krieg gerät Zoras Welt erneut ins Wanken, als der militante Genosse Angelo Zappacosta mit ihrer ihm geschenkten Waffe einen Mord begeht.

Zora del Buono erzählt chronologisch und anekdotenhaft

Bis in dieses Jahr 1948 erzählt Zora del Buono, deren Vater Manfredi aufgrund negativer kommunistischer Erfahrungen das „Del“ zu „del“ geändert hat („weg mit der proletarischen Attitüde, her mit dem alten Adel!“), die Geschichte chronologisch und springt dabei anekdotenhaft durch einzelne Jahre. Auf den letzten sechzig Seiten lässt die 1962 in Zürich geborene Autorin ihre Protagonistin in einem superben inneren Monolog selbst zu Wort kommen. Kurz vor ihrem Tod im Februar 1980 liegt Zora in einem jugoslawischen Altersheim und rekapituliert die Zeit nach 1948. Denkt an die vielen Toten in ihrer näheren Umgebung, darunter alle drei Söhne, geht mit ihnen mitunter hart ins Gericht und hofft auf eine Genesung des schwerkranken Tito. Der passende Abschluss eines sowohl spannenden als auch stilistisch mitreißenden Romans. Ein an vielen Stellen dramatisches Personen- und Familienportrait mit einigen skurrilen Bonmots, sowie eine Lehrstunde in italienisch-jugoslawischer Geschichte des 20. Jahrhunderts.

Zora del Buono: „Die Marschallin“, C. H. Beck, Hardcover, 382 Seiten, 978-3-406-75482-1, 24 Euro. (Beitragsbild von Yvonne Böhler)

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